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Novi Sad, Novi Sad |
Godina izdanja: Ostalo
ISBN: Ostalo
Vrsta: Istorija svetske književnosti
Jezik: Nemački
Autor: Strani
U dobrom stanju
Fritz Mierau
Russen in Berlin - Literatur, Malerei , Theater , Film 1918 - 1933
Zustand: leichte Gebrauchsspuren
Verlag: Reclam, Philipp
Seiten: 614
Gewicht: 600 g
Einband: Taschenbuch
Sprache: Deutsch
Beschreibung: Papier nachgedunkelt
Erschienen: 1987
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Berlin ist ein organisierter, systematisch realisierter Alptraum, dargeboten in der unschuldigen Form des normalen, gesunden (bourgeoisen) Menschenverstands: Sinii wird Widersinn. - Es gibt keine Widersinnigkeit, die den Durchschnittsdeutschen von heute überraschen könnte; auf dem Kurfürstendamm habe ich mich später oft gefragt: „Was müßte ich tun, um zu überraschen?“ Und ich mußte mir eingestehen - der Berliner ist durch nichts zu überraschen; sagen wir, ich hätte Kopfstand gemacht; die Passanten hätten meinen Kopfstand nur nebenher registriert; ohne stehenzubleiben, ohne sich umzudrehen, wären sie weitergeeilt und hätten flüchtig erwogen: „Wahrscheinlich eine Reklame.“ Oder sagen wir, ich hätte plötzlich laut verkündet: „Ich glaube an die graue Katze“; niemand hätte sich gewundert; höchstens gedacht: „Eine neue Sekte: vielleicht Dadaist.“ ... Je mehr ich also darüber nachdachte, womit ich den Berliner überraschen konnte, desto deutlicher begriff ich: alle Verrücktheiten werden übertroffen von dem „nüchternen“ Alltagsberlin; dem „nüchternen“ Leben muß man nach der Berliner Kontrastmethode eben nur den umgekehrten Sinn geben: um zu verstehen - da herrscht Betrunkenheit... (Andrej Bely: „Wie schön es in Berlin ist“, 1924)
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Mieraus Reclam-Band ist immer noch der Klassiker der Literaur über das russische Berlin. Zum Zeitpunkt seiner Entstehung - Mitte der 80er - war es fast Neuland, das er hier erschlossen hatte : zwar war die Geschichte von `Charlottengrad` noch in Erinnerung, diese verblasste aber immer mehr. Mierau hat sie mit dieser sorgfältig recherchierten Arbeit, die obendrein noch hochinteressant strukturiert ist, wieder zum Thema gemacht. So konnte Jahre später Schlögel das Buch `Berlin-Ostbahnhof Europas` veröffentlichen, andere Publikationen folgen. Mierau läßt die Protagonisten des Russischen Berlins selbst sprechen : da treten Sie vor uns auf, die Zwetajewa, Andre Belyi, Pasternak, Remisow, Gorki ....., Mierau führt uns zu ihren Disputen und Debatten, wichtiger noch zu den Orten derselben. Sicherlich wird der ostdeutsche Leser des Jahres 1987 Probleme mit einigen Plätzen gehabt haben, zählte doch zu den beliebten Vierteln der Russen vor allem die Gegend Nollendorfplatz, Motzstraße, Viktoria-Luise-Platz. Eine Welt entsteht vor unseren Augen, eine Welt, die in dieser Form eigentlich nur 1921 - 1923 existierte und dann in die Mühlen der Weltpolitik geriet. Die Qualität der Arbeit Mieraus läßt sich auch daraus erkennen, dass heute immer wieder aus seinem Buch abgeschrieben wird - und das teilweise recht schamlos. Sei`s drum : der Klassiker für alle, die sich für dieses Thema interessieren.